tekom - Gesellschaft für technische Kommunikation - Deutschland e.V.
26.05.2021

Digitale Lehre an den Hochschulen: Erfahrungen der tekom-Hochschullehrer

Dr. Daniela Straub

Alljährlich treffen sich die Hochschullehrer aus den Bereichen Technische Kommunikation und auch aus fachverwandten Bereichen wie der Übersetzung und Lokalisierung zum Austausch. Das diesjährige Treffen fand am 14.05.2021 online statt. Erfreulich viele Vertreter von Hochschulen loggten sich hierzu ein, insgesamt 22 Teilnehmer waren dieses Jahr dabei.

Ein Schwerpunkt war der Austausch der Hochschulen und Lagebericht: Was ist, was war? Was hat sich bei den Hochschulen aufgrund der Coronasituation verändert? Wie lösen die Hochschulen die Anforderungen der Krise, wie geht es den Studierenden, wie wirkt sich die Situation auf die Studierendenzahlen und die Lehre aus?

Situation der Studierenden

Vor allem die Situation der Studierenden und die Veränderungen wurden ausführlich diskutiert. Die meisten Hochschulen arbeiten derzeit im digitalen Unterricht, viele bereits seit einem Jahr. Im letzten halben Jahr zeigte sich bei vielen die generelle Zermürbung durch die Coronazeiten. Die Frage der Online-Lehre ist bei Studierenden vor Ort essenziell, da derzeit ein reguläres Studienleben mit Austausch vor Ort und mit den Kommilitonen schwierig ist.

Viele Studierende sind überfordert mit der Situation. Es gibt immer mehr, die massive Probleme und psychische Belastungen aufweisen. Das Flurgespräch fehlt, und per E-Mail wird nicht alles ausformuliert und gesagt. Zudem gab es unter den Studierenden finanzielle Probleme wegen Wegfalls des Minijobs und mitunter auch Wohnortveränderung durch Corona. Gerade bei Erstsemestern wirkt sich dies negativ aus. Von überzufällig vielen Studienabbrüchen bei Studierenden in den ersten Semestern wurde berichtet.

Auf der anderen Seite scheinen gerade ältere Studierende in höheren Semestern von der Online-Lehre zu profitieren, da die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Studium leichter ist. Die Coronasituation scheint sich auch auf die berufliche Perspektive auszuwirken: Mehr Studenten als früher schließen derzeit an ihren Bachelorstudiengang einen Master an. Vermutlich da in Coronazeiten die Orientierung und der Wechsel in den Beruf schwieriger erscheinen.

Methodenmix in der Online-Lehre

Die Online-Lehre erleben viele Hochschullehrer als relativ aufwändig. Sorgfältige Vorbereitung muss getroffen werden, Material versandt, Übungen entwickelt, Ergebnisse bewertet und rückgemeldet, synchron und live gearbeitet werden, aber auch Videos werden aufgenommen und Tutorials erstellt. Auch die Einrichtung neuer Lernplattformen und Videokonferenzen kamen als Zusatzbelastung hinzu.

Oft wird ein Methodenmix, asynchron und synchron, angestrebt. Wichtig ist, den Studierenden weiterhin Struktur zu geben. Es gibt Studierende, die selbststudiumsfähig und selbstorganisationsfähig sind, diese kommen sehr gut mit Online-Konzepten zurecht. Doch Lehrende wie Studierende kommen immer wieder an ihre Grenzen. Der digitale Unterricht hat seine eigenen Herausforderungen. Beispielsweise ist die Online-Lehre im Informatikbereich oft problematisch, da es bei Übungen schwieriger ist, unmittelbar die erforderliche Rückmeldung zu geben. Auch können z.B. in der Elektro-Technik Labore nicht online stattfinden. Die Studierenden individuell zu betreuen ist in der Online-Lehre sehr aufwändig. Ein kritischer Faktor ist hier die Zahl an Studenten, da es etwa mit 12 Studierenden möglich ist, asynchrone Aufgaben zu stellen, z.B. viele individuelle Übungsaufgaben, mit 70 Studierenden ist dies jedoch nicht leistbar.

Zudem ist der Kontakt zu den Studierenden nicht einfach. Es ist für die Lehrenden schwierig, wenn keine Gesichter zu sehen sind, wenn Kameras und Mikrofone ausgeschaltet sind. So ist auch nicht gewährleistet, dass die Studenten in den Veranstaltungen präsent sind. Wenn die Studierenden nicht aktiv beschäftigt werden, so die Erfahrung, schalten sie sich ein, sind aber gar nicht wirklich da. Auch möchten nicht alle Studierenden ihren Bildschirm freigeben. Die Lösung muss hier über neue didaktische Konzepte erfolgen, wie beispielsweise die Arbeit in Breakout-Räumen, doch diese sind vor allem in den niedrigeren Semestern nicht beliebt.

Viele Hochschulen werden voraussichtlich nach dem Sommer in den Präsenzunterricht zurückkehren. Dennoch sollte die Fachdidaktik für digitalen Unterricht weiterentwickelt werden, da die Lehre vermutlich weiterhin hybride Anteile haben wird. Auch stellte sich den Hochschullehrern die Frage, wie die neuen Möglichkeiten des digitalen Unterrichts sich hochschulpolitisch auswirken werden, etwa im Lehrdeputat oder in Form von dezentraler Lehre- und Hochschulkooperation. So könnten Synergieeffekte geschaffen werden.

Promotionsrecht

Ein weiteres wichtiges Thema des Treffens war das Promotionsrecht. Viele Hochschulen haben sich an sogenannten Promotionszentren beworben. Fachlich übergeordnete Promotionszentren werden eingerichtet und das Promotionsrecht ausgewählten assoziierten Professoren zugestanden. Die Messlatte an das Promotionsrecht ist sehr hoch. Und nicht jede fachliche Ausrichtung ist im Promotionszentrum vertreten. Außerdem ist es gerade bei der Technischen Kommunikation nicht eindeutig, welcher Disziplin – ob Geistes- oder Naturwissenschaften – sie angehört. Doch die Möglichkeiten für Studienabsolventen von Hochschulen zur Promotion nehmen zu.

Ein Hinweis betraf noch die tekom-Hochschulschriften, die Frau Prof. Dr. Marita Tjarks-Sobhani zusammen mit Prof. Dr. Jörg Hennig herausgibt. Hier gibt es die Möglichkeit, Masterarbeiten und Dissertationen zu veröffentlichen.