tekom - Gesellschaft für technische Kommunikation - Deutschland e.V.
22.06.2022

Branchenreport für die Technische Kommunikation 2022 – Die Kurve geht bergauf

Daniela Straub

In den beiden vergangenen Jahren, als das gesamte Leben von der Corona-Pandemie geprägt war, stagnierten gesellschafts- und wirtschaftsweit fast alle Bereiche, auch die Technische Kommunikation. In unserem Bereich kam es während dieser Zeit in vielen Unternehmen zum Stillstand, wenn nicht sogar zum Rückgang, wie der jeweilige Branchenreport aus den Jahren 2020 und 2021 die Situation darstellte.  

Wo wir jetzt stehen, und wie der Trend verläuft, das zeigt uns der aktuelle Branchenreport für 2022: Die Technische Kommunikation ist gut durch die Krise gekommen und blickt positiv in die Zukunft. Die erfolgskritischen Kennzahlen, wie Daten zur Entwicklung der Beschäftigtenzahlen, der Arbeitskräftebedarf, die Entwicklung der Mitarbeiterzahl für Technische Kommunikation, der Outsourcing-Grad und die Einschätzung zur Situation und Auftragslage der Dienstleistungsunternehmen deuten auf ein gutes Jahr hin.  

Die absoluten Beschäftigtenzahlen sind zwar stabil geblieben, doch branchenspezifisch zeigen sich im Dienstleistungsbereich die Folgen der Corona-Pandemie: 2022 sind 95.337 Personen in der Technischen Kommunikation tätig, im Jahr zuvor waren es 95.238 Personen. In der Industrie und Softwareentwicklung zeigen sich keine wesentlichen Veränderungen in den Beschäftigtenzahlen. Doch im Dienstleistungsbereich, der besonders anfällig für wirtschaftliche Änderungen ist, sind den Ergebnissen zu Folge im Jahr 2022 rund ein Drittel weniger Beschäftigte: 2022 wurde geschätzt, dass 10.888 im Dienstleistungsbereich der Technischen Kommunikation tätig sind, in der Vorjahresschätzung wurde noch von 15.827 ausgegangen. Dieser Entwicklungstrend ist konsistent mit anderen Kennzahlenentwicklungen. So hat auch der generelle Outsourcing-Grad, also der Anteil an Tätigkeiten, der an Dienstleister delegiert wird, über alle Branchen hinweg abgenommen und liegt derzeit bei 7,9 %. Im Vorjahr 2021 war die Kennzahl noch 8,5 %, und bei der Erhebung 2019 betrug diese 11,2 %.

Diese Kennzahlen spiegeln die Folgen der Corona-Pandemie. Doch die Aussichten sind vielversprechend, wie etwa die Kennzahl zum Arbeitskräftebedarf zeigt: Ermittelt wurde für das laufende Jahr 2022 ein Arbeitskräftebedarf in der Technischen Kommunikation von etwa 5.354 offenen Stellen. Im Jahr zuvor wurde der Bedarf an Neueinstellungen für die Technische Kommunikation auf 3.591 geschätzt. Ein deutlicher Indikator für den Aufwärtstrend. Zudem weisen die Ergebnisse zur Entwicklung der Mitarbeiterzahlen im vergangenen Jahr in dieselbe Richtung: Nahm 2020 bei nur rund 25,0 % der Dienstleistungsunternehmen die Mitarbeiterzahl zu, so sind es 2021 wieder 34,9 %. Der Anteil an Dienstleistungsunternehmen, in denen die Mitarbeiterzahl unverändert ist, ist von 45,8 % im Jahr 2020 auf 37,2 % im Jahr 2021 zurückgegangen, die Mitarbeiterzahl nahm im Jahr 2021 bei 29,2 % ab, im Jahr 2020 waren es mit 27,9 % noch etwas weniger.  

Die Dienstleistungsanbieter haben eine harte Zeit hinter sich, doch sie blicken optimistisch in die Zukunft. Die Auftragslage wird dieses Jahr wieder von 47,1 % der befragten Dienstleistungsunternehmen als ausgesprochen gut oder sehr gut eingeordnet, deutlich mehr als im Vorjahr, wo es nur 27,0 % waren. Umgekehrt ist der Anteil an Befragungsteilnehmer:innen, die die Auftragslage als mittelmäßig einschätzen, zurückgegangen. Dies sind nur noch 17,26 %, im Vorjahr waren es 24,6 %. Als schlecht stufen diese nur noch 2,5 %, 2021 waren das 9,0 %, und als sehr schlecht sehen diese 0,64 % der Befragten, 2021 waren es mit 1,4 % mehr. Als ausgesprochen schlecht schätzt sie dieses Jahr keiner der Befragungsteilnehmer:innen aus Dienstleistungsunternehmen ein, 2021 waren es immerhin 1,9 %.

Die Ergebnisse zeigen zudem, dass die Dienstleistungsunternehmen den Trend in der Vergabe von Dienstleistungsaufträgen positiv sehen: 42,9 % gehen von einer Zunahme aus, etwa die Hälfte erwartet ein gleichbleibendes Geschäftsjahr (47,1 %). Als abnehmend beurteilen nur 9,9 % der Dienstleistungsunternehmen den Trend in der Vergabe an Dienstleistungsaufträgen.  

Bei den Industrieunternehmen geht wie auch im Jahr zuvor, die Hälfte der Auftraggeber von einer Stagnation aus (59,9 %), jedoch der Anteil derer, die eine Zunahme erwarten, ist im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr von 25,8 % wieder auf 30,5 % gestiegen. Von einem weiteren Rückgang gehen nur noch 9,6 % aus, zuvor waren es 14,2 %. Auch in den Softwareunternehmen werden voraussichtlich wieder mehr Aufträge vergeben. Bei den Softwareunternehmen geht zwar die Mehrheit weiterhin von einer Stagnation der Auftragsvergabe aus (67,6 %). Doch deutlich weniger Softwareunternehmen als im Vorjahr gehen von einer Reduktion aus, 11,8 % versus 17,8 % und der Anteil, der von einer starken Zunahme ausgeht, ist von 0 % im Jahr 2021 auf 2,8 % im Jahr 2022 gestiegen.

Insgesamt zeigt die Zeitreihe von 2020 bis 2022 unabhängig von der Branche einen eindeutigen Trend: Zum einen ist der massive Einbruch im Corona-Jahr 2021 in den Zahlen zu erkennen, aber auch, dass wieder deutlich mehr Befragte eine Zunahme in Vergabe von Dienstleistungsaufträgen erwarten.

Insgesamt veranschaulichen die Kennzahlen, dass alles in der Branche nach der Krisenzeit wieder deutlich anzieht.

Der vollständige Branchenreport wird Mitte Juli allen Mitgliedern kostenlos zur Verfügung stehen. Ein herzliches Dankeschön an alle, die an der Umfrage zum Branchenreport mitgewirkt haben. Nur mit Ihrem Input ist es möglich, die aktuelle Situation in der Technischen Kommunikation anhand von Kennzahlen darzustellen.