tekom - Gesellschaft für technische Kommunikation - Deutschland e.V.
23.04.2021

tekom-Frühjahrsumfrage: Die Technische Kommunikation in der Pandemie

Dr. Daniela Straub

Die Corona-Pandemie und die mit ihr verbundenen Einschränkungen haben die deutsche Wirtschaft fest im Griff. Viele Unternehmen hatten oder haben Kurzarbeit, die Umsätze vieler Branchen waren rückläufig, manche waren auch Gewinner der Krise. Wie hat sich die Krise auf die Technische Kommunikation ausgewirkt? Die tekom-Branchenkennzahlen geben hierüber Aufschluss, ermöglichen sie doch einen genauen Vergleich mit der Situation in den Jahren vor Corona.

Die tekom-Frühjahrsumfrage zu den Branchenkennzahlen für die Technische Kommunikation wird bereits seit 2008 jährlich durchgeführt mit dem Ziel, Kennzahlen zum Berufsfeld zu ermitteln, wie etwa die Anzahl der in der Technischen Kommunikation Beschäftigten in Deutschland, die Entwicklung der Mitarbeiterzahlen, die Anzahl der Mitarbeiter für die Technische Kommunikation in den Unternehmen, den Arbeitskräftebedarf, den Outsourcing-Grad, die formale Qualifikation und Weiterbildung, fachliche Hintergründe, Dienstleistungen und die Zufriedenheit der Beschäftigten in der Technischen Kommunikation. An der Online-Umfrage im Frühjahr 2021 beteiligten sich 1.022 Personen, von mindestens 861 Teilnehmern liegen gültige Daten vor.

Die Ergebnisse zeigen: Trotz der wirtschaftlichen Krise aufgrund der Pandemie im Jahr 2020 erweist sich die Technische Kommunikation als stabiler Bereich: Die Beschäftigtenzahlen insgesamt sind unverändert. Derzeit sind mindestens 95.238 Personen in der Technischen Kommunikation beschäftigt. Davon sind schätzungsweise 37.464 in den Kernbranchen der Industrie, weitere 26.051 in Softwareunternehmen, 15.827 in sonstigen Industriebranchen sowie 15.894 im Bereich der Dienstleistung tätig. In der Vorjahreserhebung 2020 wurde die Zahl der Beschäftigten auf insgesamt 94.872 geschätzt. Dies entspricht einer Veränderung im Vergleich zu 2020 von insgesamt 367 Beschäftigten bzw. 0,4 %. Im Detail zeigt sich jedoch, dass in der Industrie ein Rückgang von -3,2 % zu verzeichnen ist und in der Dienstleistung -6,7 % weniger Beschäftigte tätig sind. Zugenommen hat hingegen die Anzahl an Beschäftigten im Softwarebereich. Der Zuwachs beträgt 18,3 %. Erklärt werden kann das wie folgt: Da die Zahl der insgesamt in der Informationstechnologie in Deutschland Beschäftigten im Jahr 2020 um 17.055 Mitarbeiter von 851.336 auf 868.391 gestiegen ist und die Schätzung der Beschäftigtenzahlen in der Technischen Kommunikation auf der Relation der Zahl der Technischen Redakteure zur Gesamtzahl an Beschäftigten in diesem Bereich beruht, korreliert die Veränderung. Damit spiegeln die Zahlen für die Technische Kommunikation auch die Gesamtveränderung in den Beschäftigtenzahlen in den einzelnen Wirtschaftszweigen in Deutschland. Doch zudem ist die Relation von Mitarbeitern in der Technischen Kommunikation zur Gesamtzahl an Mitarbeitern in einem Unternehmen in der Softwarebranche von 2,5 % auf durchschnittlich 3,0 % gestiegen. Daraus kann die Schlussfolgerung gezogen werden, dass auch in Deutschland der Softwarebereich eine immer größere Bedeutung für die Technische Kommunikation erfährt.

Durch die bleibende Unsicherheit über die weiteren wirtschaftlichen Entwicklung aufgrund der anhaltenden Pandemie sind die Einstellungsabsichten der Unternehmen verhaltener und auch der Arbeitskräftebedarf geringer. Ermittelt wurde für das laufende Jahr 2021 ein Arbeitskräftebedarf in der Technischen Kommunikation von etwa 3.591 Stellen, im Jahr 2020 wurde der Bedarf mit 4.074 geschätzt.

Die Technische Kommunikation ist bislang stabil durch die Krise gekommen, doch der Einschnitt, den die Corona-Pandemie weltweit zur Folge hatte, lässt sich an der Entwicklung der Anzahl an Mitarbeitern für die Technische Kommunikation im Jahresvergleich deutlich erkennen. Bei deutlich mehr Unternehmen als in den Vorjahren stagnierte 2020 die Mitarbeiterentwicklung. Bei 60,8 % der befragten Industrieunternehmen nahm die Mitarbeiterzahl im Jahr 2020 weder zu noch ab. In der Softwarebranche stagnierte bei 65,4 % der befragten Unternehmen die Mitarbeiterzahl. In der Dienstleistung war die Mitarbeiterentwicklung bei durchschnittlich 45,8 % plus/minus 0 neue Mitarbeiter. Die Tabelle (links) zeigt zudem, wie viel Prozent der befragten Unternehmen einer bestimmten Branche jeweils eine positive bzw. negative Mitarbeiterentwicklung hatten.

Die weiteren Ergebnisse zum Outsourcing-Grad erklären zudem den Rückgang im Dienstleistungsbereich. Der durchschnittliche Outsourcing-Grad lag im Vorjahr 2020 bei rund 11,2 %, bei der Erhebung 2021 beträgt dieser nur noch 8,5 %.  Im Vergleich zu 2020 hat er sich bei Industrieunternehmen von 13,1 % auf derzeit 10,3 % reduziert. Bei den Softwareunternehmen ist er mit 1,7 % im Vergleich zu 4,6 % im Vorjahr ebenfalls deutlich verringert.

Die Indikatoren für den Dienstleistungsbereich reagieren als Erste auf aktuelle Entwicklungen. Die Beurteilung der derzeitigen Auftragslage durch die Dienstleister ist daher ein sehr guter Indikator für die aktuelle Situation in der Technischen Kommunikation. Die Dienstleistungsunternehmen und Selbstständigen wurden um eine Einschätzung gebeten, wie sie die derzeitige Auftragslage beurteilen. Die Auftragslage wird dieses Jahr von 27,0 % der Befragten als ausgesprochen gut oder sehr gut eingeordnet. Dies sind im Vergleich mit dem Vorjahr mehr Befragungsteilnehmer (2020: 20,0 %). Weitere 36,0 % beurteilen diese als gut (2020: 39,5 %) Der Anteil, die die Auftragslage als mittelmäßig einstufen, beträgt aktuell 24,6 % und ist im Vergleich zu 2020 (28,4 %) niedriger. Als schlecht stufen diese 9,0 % (2020 8,4 %) bzw. als sehr schlecht 1,4 % (2020 2,8 %) bzw. als ausgesprochen schlecht 1,9 % ein (2020 0,9 %). Tendenziell wird damit die derzeitige Auftragslage aus Sicht der Dienstleistungsunternehmen wieder besser eingeschätzt, als es zu Beginn der Pandemie der Fall war.

Ferner wurde Dienstleistungsunternehmen sowie auf der anderen Seite den Industrie- bzw. Softwareunternehmen die Frage gestellt, wie sie den Trend in der Vergabe von Dienstleistungsaufträgen beurteilen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Dienstleistungsunternehmen den Trend in der Vergabe von Dienstleistungsaufträgen positiver sehen als die Industrie- bzw. Softwareunternehmen. Auch ist ihre Prognose positiver als im Jahr zuvor, wohingegen die Industrie- bzw. Softwareunternehmen wie im Jahr zuvor weniger optimistisch sind.

Von den Dienstleistungsunternehmen schätzen 36,5 % den Trend als zunehmend ein, im Jahr zuvor waren es 35,3 %, weitere 3,0 % sogar als stark zunehmend (2020: 2,3 %). Dies bedeutet, dass rund 40 % der Dienstleistungsunternehmen von einem Wachstum ausgeht (2020 37,6 %). Gingen im Jahr 2020 noch 23,7 % der Dienstleistungsunternehmen von einer rückläufigen Entwicklung aus, so sind es für das Jahr 2021 nur 17,4 %. Weitere 43,1 % (2020: 38,6 %) schätzen den Trend als stagnierend ein.

Von den herstellenden Industrien gehen rund ein Viertel, 25,8 % (Umfrage 2020: 27,8 %) von einem Wachstum aus, etwas mehr als die Hälfte (60,1 %) betrachtet diese als stagnierend (Umfrage 2020: 54,4 %) und 14,2 % stufen die Auftragsvergabe als rückläufig ein (Umfrage 2020 17,8 %). Bei den Softwareunternehmen hingegen gehen für dieses Jahr 20,0 % von einer Zunahme aus, 2020 waren es 16,2 %. Im Jahr 2020 gingen 72,1 % der Softwareunternehmen von einer Stagnation im Outsourcing aus, jetzt sind es nur noch 62,2 %. Eine Abnahme erwarteten im Umfragejahr 2020 11,6 %, in diesem Jahr sind es 17,8 %.

Die Zufriedenheit der in der Technischen Kommunikation Beschäftigten ist trotz der Pandemie nach wie vor sehr hoch. Fast ein Drittel (28,5 %) ist sehr zufrieden, mehr als die Hälfte der Befragten (56,9 %) sind zufrieden, sodass über 80 % der Befragungsteilnehmer angeben, zufrieden oder sehr zufrieden mit ihrer Tätigkeit in der Technischen Kommunikation zu sein.

Die vollständigen Branchenkennzahlen werden im Juni 2020 veröffentlicht und sind für alle Teilnehmer der Umfrage sowie die tekom-Mitglieder frei verfügbar.