tekom - Gesellschaft für technische Kommunikation - Deutschland e.V.
24.05.2022

Kompetenzanforderungen im digitalen Zeitalter der Technischen Kommunikation

Daniela Straub
Digitalisierung, Intelligente Informationen, Künstliche Intelligenz: Es wird in der Technischen Kommunikation viel über aktuelle Technologien und Methoden gesprochen, es gibt neue Medien und viele Trends – die Entwicklungen sind rasant. Was bedeuten diese Entwicklungen für den Arbeitsalltag derjenigen, die im Bereich der Technischen Kommunikation arbeiten?

Sie fragen sich möglicherweise, auf welchem Stand bin ich mit meinem Wissen und meinen Kompetenzen? Bin ich up to date? Was kann ich Neues lernen und was kann ich tun, um mich weiterzuentwickeln?

Diese Fragen hat sich auch der Fachausschuss des tekom-Beirats für Aus- und Weiterbildung gestellt. Sein Ziel ist, die technologischen Entwicklungen im tekom-Kompetenzrahmen abzubilden. Der tekom-Kompetenzrahmen beschreibt seit 2015 das Berufsbild und potenzielle Jobprofile in der Technischen Kommunikation. Er definiert praxis- und handlungsorientiert Kompetenzen und notwendiges Wissen.

In einer Umfrage zu neuen Kompetenzanforderungen, konnten Trends ermittelt und Antworten auf die Frage, was man heutzutage wissen sollte, gewonnen werden. Eine maßgebliche Veränderung kommt daher, dass Software und Softwareentwicklung eine immer größer werdende Bedeutung in der Technischen Kommunikation haben. Sei es für die Erstellung von Hilfesystemen in Softwareprodukten oder auch in den traditionellen Branchen der Technischen Kommunikation, wie dem Maschinen- und Anlagenbau, wo integrierte Softwaresysteme zum einen die Produktnutzung steuern, aber auch die Benutzerinformationen bereitstellen.

Der Trend geht dahin, dass Text zunehmend abgelöst wird durch eine digitale Benutzerassistenz, oder zumindest durch sie ergänzt wird. Digitalisierung ist das Schlagwort und der "disruptive" Trend . Es ändern sich jedoch nicht nur die Informationsprodukte in dem Sinn, dass zunehmend elektronische Dokumentation statt "gedruckter Dokumentation" bereitgestellt wird und dass die digitale Benutzerassistenz Papier bzw. PDF ablöst. Auch die Wege zu ihrer Erstellung ändern sich. Eine aktuelle Methode ist die agile Produktentwicklung anstelle des bisherigen "Wasserfall-Prinzips". Zudem wird statt einfacher Zugriffskonzepte bei der Erstellung das "User Experience Design (UX/UXD)" umgesetzt und Metadatenmodelle (iiRDS, VDI 2770) verwendet, die das intelligente Content Delivery in verschiedenen Medien, seien es Apps oder Chatbots, ermöglichen.

Der Fachausschuss hat grundlegend geprüft, welche neuen Kompetenzanforderungen es gibt und dies im tekom-Kompetenzrahmen für die Technische Kommunikation formuliert.

Was ist neu? Up to date zu sein, erfordert Wissen über:

  1. Content Strategy: Wissen über die spezifischen Anforderungen bei elektronischen Informationsprodukten, z.B. Integration kontextsensitiver Hilfe bzw. Embedded Help in Software, und die Anbindung des Produkts an LAN/Internet
  2. Methoden zur Analyse der Produktnutzung, z.B. Use-Case-Analyse, Task-Analyse, Beobachtung, Kontext-Interviews, Customer Journey, Touch-Point-Analyse
  3. Storytelling und Storyboarding in dreidimensionalen Räumen
  4. Prinzipien des User Experience Design: z.B. Mediendesign, Interaktionsdesign, User Story und Conversation Design, User Interface Design
  5. Mediale Möglichkeiten, z.B. Voice Bots, Virtual Reality, Artificial Reality und v.a. Grenzen von Technologien
  6. Methoden einer Informationsarchitektur, z.B. Topic Design, DITA, Buchdesign, microDocs, MicroContent
  7. Metadaten, u.a. Berücksichtigung von Standards wie z.B. iiRDS, VDI 2770
  8. Projektmanagement, z.B. agile Entwicklungsmethoden und ihre Auswirkung auf die Inhaltsentwicklung
  9. Informationsflüsse zwischen Technischer Kommunikation und Produktentwicklung, z.B. gemeinsame Nutzung von Requirement- und Bugreporting-Systemen
  10. Organisation von Aktualisierungsprozessen, z.B. in Form von Sprints bei agilen Projektmethoden
  11. Datenmanagement und Umgang mit Daten: Datenmigration, Datenübernahme, Verknüpfung von Datenquellen
  12. Grundlagen des Datenschutzes und der Datensicherheit (z.B. DSGVO/GDPR), sowie sichere Aufbewahrung
  13. Ausgabemedien und Formate, Datenaustauschformate, z.B. iiRDS, VDI 2770, Software-as-a-service
  14. Publishing in Informationsportalen Digitale Bereitstellung von Inhalten, z.B. Onlinehilfen, Webseiten, Apps, Displays, E-Books, HTML5, PDF, Datenbrillen, Social Media, Videoblogs (Vlogging), Podcasts, Video-Plattform, Möglichkeiten zum Einholen von Feedback zu Informationsprodukten, z.B. Social-Media-Kanäle, Blogs und Methoden des Webmonitoring und Nutzung von Webstatistiken (z.B. Klickraten, Ranking, Rating)

Der Kompetenzrahmen spielt im Aus- und Weiterbildungssystem der tekom eine wichtige Rolle für die Qualifizierungsberatung, für die Akkreditierung von Weiterbildungsangeboten, für die Qualifizierung von Weiterbildungsteilnehmern und vor allem ist er die Grundlage für die tekom-Zertifizierungsprüfung. Von Nutzen ist der tekom-Kompetenzrahmen für Manager und Personalabteilungen von Unternehmen, für Bildungsinstitutionen und Ausbildungsanbieter inklusive Hochschulen – wobei es hierfür mit TecCOMFrame auch einen eigenen Kompetenzrahmen gibt. Für Weiterbildungsinteressenten und Berufsinteressenten dient er als Orientierung zu den Arbeitsplatzanforderungen und welche Kompetenzen dafür wichtig sind. Der aktualisierte Kompetenzrahmen wird Ende 2022 veröffentlicht.